In Istanbul gingen am gestrigen ersten Mai Zehntausende auf die Straßen. Die Meisten, etwa 15.000, folgten dem Aufruf der großen Gewerkschaften DISK und KESK zu einer Großkundgebung in Bakirköy, einem Bezirk in Flughafennähe. Der Kundgebungsort war als Kompromisslösung mit der Stadtverwaltung ausgehandelt worden, da der zentrale Taksimplatz, der traditionelle Aufmarschplatz aller Linken Istanbuls am ersten Mai, wie jedes Jahr verboten wurde.
Dieses Verbot wurde von über 20.000 Polizisten, mehreren Hubschraubern, 120 Wasserwerfern und unzähligen gepanzerten Fahrzeugen. Einige Tausend widersetzen sich dem Verbot dennoch und versuchten, teils in Kleingruppen, teils mit mehreren Hundert Demonstranten, über Sisli nach Taksim zu gelangen. Die Polizei stoppte jeden dieser Versuche unter massivem Einsatz von Tränengas, Pepperballs und Wasserwerfern und nahm über 200 Personen fest. Ein Mann wurde von einem Wasserwerfer überrollt und erlag seinen Verletzungen.
Am Abend verlagerten sich die Auseinandersetzungen von der Innenstadt in traditionell linke Bezirke, wie Gazi Mahallesi und Okmeydani. Dort kam es zu schweren Auseinandersetzungen mit Molotowcocktails und teilweise Waffen.